Architektur

Lageplan Raxstrasse

Leitidee

Die Struktur der Bebauung wird von einem gemeinsamen Auftritt der drei Architekten an der Raxstrasse - analog zum historischen Ansatz der Gründerzeitstadt - individuell in die Tiefe entwickelt. Es entsteht ein heterogenes, abwechslungsreiches Erscheinungsbild im Straßenraum, welches die differenzierte Baustruktur im Inneren spiegelt. Aus dem Grundansatz von drei ost- west orientierten Baukörpern werden drei individuelle Architekturen entwickelt, die spannungsreiche Freiräume bilden und so aus der hohen Dichte urbane Raumqualitäten generieren. Eine intelligente Durchwegung im Freien sowie durch die Gebäude hindurch (EG Bauteil K) und das Platzieren unterschiedlicher Gemeinschaftsangebote unterstützt die Quartierbildung und Identitätstiftung für die Bewohner.

Die Bauträger - die win4wien Bauträger GmbH und ihre Muttergesellschaften EBG, Neues Leben, Neue Heimat und Mischek Liegenschaften - haben mit diesem Projekt bewiesen, dass sie bei der Umsetzung von architektonisch hoch komplexen Objekten ein besonderes Augenmerk sowohl auf eine soziale Durchmischung, als auch auf die Integration von Wohnen und Arbeiten, sowie neuer, innovativer Wohnformen und auch auf die nachhaltige Bespielung einer Vielzahl von Gemeinschaftseinrichtungen legen.

Städtebau: Die Durchmessung des gesamten Grundstückes von Norden nach Süden durch die Baukörper erfolgt einmal als pfeilförmige Randbebauung im Westen als monadische Inselbebauung im Osten und als säulenförmige Mittelbebauung. Jeder der Baukörper generiert prägnante unterschiedliche Raumformen mit jeweils spezifischer Außen sowie Binnencharakteristik. Es entstehen damit konkret gefasste Zwischenräume mit unterschiedlichen "Durchflussgeschwindigkeiten". Die Setzung des Nichtgebauten erhebt dieses Dazwischen zum gefassten Raum und mutiert damit zur urbanen Landschaft. Der Duktus der Abfolge von offen und bebaut, öffnet und schließt das Quartier je nach umgebenden Kontext und innerer Belichtungslogistik. Die schrägen, gekrümmten und winkeligen Quartierwände stellen einerseits den zentralen Inhalt, das Wohnen dar, bilden jedoch andererseits den räumlichen Abschluss für die Freiräume. Das Spiel zwischen Filigranität und Kompaktheit der Volumen wirkt einerseits maßstabsbildend und ermöglicht andererseits die Entwicklung energieeffizienter Gebäude, als Passivhäuser (Bauteil K und L) und verbessertes Niedrigenergiehaus (Bauteil A).

Die Bauteilfugen an der Raxstraße sind mit Schallschutzwänden aus Glas geschlossen.

 

Bauteil A

ARTEC Architekten

Die Haupterschließung erfolgt über zwei Kerne an den straßenseitigen Enden, verbunden durch helle Hallen mit Oberlichten nd breite, seitenbelichtete Gangzonen. Die Ecke Raxstraße/Gußriegelstraße wird durch das überhöhte gläserne Stiegenhaus betont. Die Wohnungen sind eingeschossig und nach außen entlang der gesamten Fassadenlänge mit einer Loggienzone als variabler "Filter" zur Straße umgeben. In den obersten Geschoßen werden Maisonettenwohnungen mit Dachterrasse errichtet.

Freiräume, aussen und innen:
Das Konzept der Bebauung sieht als Hauptaspekt eine grosszügige Durchlässigkeit des Areals zwischen den Einzelgebäuden von der Raxstrasse im Süden zum Brunnweg im Norden des Areals vor. Die Hofflächen zwischen den Bauteilen ARTEC und Krischanitz sind auf unterschiedlichen Niveaus entwickelt, der Aussenraum wird im Bauteil ARTEC im Inneren des Gebäudes direkt weiterentwickelt. Im engsten Bereich ist das Gebäude "abgehoben", Sonne und Durchsicht nach Westen bringen Licht und weiten den Blick. Ein Spielplatz für Kleinkinder mit Spielhaus und Rodelhang liegt am Übergang vom Hofraum in den angrenzenden Stadtbereich im Norden. Der Zugang zu den Wohnungen vom Hof erfolgt erhöht, über Stiegen und Rampen von Süden und Norden, über einen überkragten, dreigeschosshohen Aussenraum. Der spärlich vorhandene Hofraum wird im Inneren des Gebäudes am selben Niveau durch eine grosse, nach Norden geöffnete Halle über alle Geschosse fortgesetzt. Eine weitere Hallenfläche über zwei Geschoss im oberen Gebäudebereich öffnet das Haus nach Westen und verbindet den inneren Weg mit dem südlichen, exponierten und voll verglasten Stiegenhaus mit Aussicht nach Süden. Die Art und die Dimension der Erschliessung, die das gesamte Gebäude im Inneren verbindet, schafft zusätzliche Aufenthalts- und Begegnungsmöglichkeiten für die Bewohner.

Bauteil K

Krischanitz ZT GmbH & Triendl und Fessler Architekten

Die Form des "Säulenhauses" ist sowohl aus kompakten und feingliedrigen Teilen zusammengesetzt, als auch aus ebenen und gekrümmten Flächen. Die Säulenform ergibt sich aus zwei massiven Kopfbauten  im Norden und Süden und einem feingliedrigen gekrümmten Bauteil, welcher - zwischen den Kopfbauten gespannt - alle Gebäudeteile zu einem Bauvolumen verschmilzt. Die Krümmung ermöglicht unterschiedliche Gebäudetiefen und schafft darüber hinaus ein kompaktes Gebäudevolumen, das den Passivhausstatus ermöglicht.

Der Bauteil K beinhaltet neben den im Anschluss beschriebenen Gemeinschafträumen 120 Wohneinheiten über 6 Vollgeschosse und 2 Dachgeschosse. Die Wohnungen im südlichen Kopfbau beginnen ab dem 1OG, wobei in den 5 Regelgeschossen je 4 Wohnungen geplant sind. Im langgestreckten gekrümmten Bauteil befinden sich neben den 10 Wohnungen im Erdgeschoss jeweils 10 Wohnungen auf 5 Regelgeschossen. Dabei ist hervorzuheben, dass die meisten Wohnungen durchgesteckt sind und sowohl Ost- wie auch Westlicht erhalten. Als Freiflächen dient ihnen ein auf beiden Seiten vorgelagerter 1m tiefer Balkon. In den obersten 2 Dachgeschossen befinden sich ebenfalls Ost/West orientierte Maisonetten (Eigentum) mit Wohnraum und Küche im terrassenbildenden Dachgeschoss. Im nördlichen Kopfbau befinden sich wieder über 5 Regelgeschosse jeweils 4 Wohnungen. Im Dachgeschoss 1  sind 2 weitere Eigentumswohnungen mit jeweils umlaufender Dachterrasse situiert. Als Freiflächen sind allen Wohnungen in den Regelgeschossen Balkone mit einer Tiefe von 1 - 1,20 m vorgelagert.

Die meisten Wohnungen in den Regelgeschossen sind durchgesteckt und erhalten sowohl Ost- wie Westlicht. Die Erdeschoßwohnungen sind inklusive der vorgelagerten Terrassen ca. einen halben Meter vom Boden abgehoben. Die Querdurchlässigkeit, die Durchwegung der Anlage und die Erschließung der Freiflächen in Ost-westlicher Richtung wird durch die vier Eingangshallen gewährleistet, weiters beinhalten sie die Stiegenhäuser für die Wohnungen.

Im EG ist ein Geschäftslokal  zur Raxstraße hin ausgerichtet, im nördlichen Teil des Gebäudes orientieren sich ein 275 m2 großer Gemeinschaftsraum mit einem 70  m² großen Spielbereich zu einer Gemeinschaftsterrasse und den öffentlichen Grünflächen, wie z.B. zum Kinderspielplatz. Diese sind über einen vorgelagerten Weg an der Nordseite des Gebäudes bzw. von der nördlichsten Erschließungshalle (STIEGE1)  aus zu erreichen.

Zwischen den Erschließungshallen der Stiegen 2+3 befindet sich ein vom Hof aus zugänglicher ca. 70 m² grosser  Fahrradraum, daran angeschlossen und über die Stiege 2 erreichbar befindet sich eine ca. 50 m² grosse Werkstatt und Räumlichkeiten der Hausverwaltung.  In den Erschließungshallen der STIEGEN 3+4 befinden sich weiters Kinderwagen-Abstellräume. Der Müllraum positioniert sich im Süd-östlichen Teil des Gebäudes und ist über den Ein- und Ausgang Raxstrasse zwischen BTK und BTL erreichbar.

BT Krischanitz

Bauteil L

Rüdiger Lainer + Partner ZT GmbH Architekten

Durch die Orientierung der Baukörper nach dem Sonnenverlauf unter dem Motto "Wir wickeln uns um die Sonne" ist nicht nur eine energetische Optimierung, sondern auch eine besondere Benutzungsqualität der Wohnungen gegeben. Das architektonische Konzept der Wohnungen ist dem Aspekt der individuellen Adaptierungsmöglichkeiten durch den einzelnen Nutzer angepasst. Der Großteil der Wohnungen ist mit geschwungenen, dreiseitig belichteten Veranden ausgestattet. Es werden allen Wohnungen mehrstündige Besonnung und Ausblicke in die Frei- und Zwischenräume ermöglicht, sowie der Anteil der Nutzflächen, die nach Norden orientiert sind, minimiert.

Die Entwicklung zeigt, dass auch in unseren Breiten das Problem der Vermeidung von Heizaufwand technologisch im Griff ist. Die Herausforderung der Zukunft ist, sich in immer stärkerem Ausmaß dem Problem der Kühlung zu stellen. Die beste Kühlung eines Gebäudes besteht in der vermiedenen Kälte. Diesem Ansatz folgend liegt der Hauptpunkt der Vermeidung von Kühlungsnotwendigkeit durch die Baukörperkonzeption, die vorgelagerten Veranden und die Fensteranordnungen. Die Konstruktion basiert auf einem einfachen Prinzip Tragende Außenwände und Mittelwände. Diese tragenden Längswände ermöglichen durchlaufende Decken.

Die architektonisch/statische Konzeption und Konstruktion genauso wie die Haustechnikkonzeption ist dem Aspekt der individuellen Adaptierungsmöglichkeit durch den einzelnen Nutzer angepasst. Zimmer und Wohnraum verkleinern, vergrößern, Zusammenlegungen und Einfügung eines weiteren kleinen Zimmers - all diese Möglichkeiten sind einfach und kostengünstig möglich, ohne die Passivhauswerte der einzelnen Wohnung zu stören oder die Aspekte der individuellen Regelbarkeit oder wohnökologisch hochqualitativen Raumnutzungen zu beeinträchtigen.

BT Lainer

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